Allgemeine Informationen

Bei Fragen zu Schimmelbefall in der eigenen Wohnung sind die Antworten häufig stark geprägt durch die Interessen des Befragten. So haben Vermieter meist deutlich andere Antworten als Mieterschutzvereine und Maler gehen bei Schimmelbefall ganz anders vor als Mauerwerks-Sachverständige. Häufig betrachtet jeder das Schimmelproblem aus seinem Blickwinkel und zieht nur Lösungen in Betracht, die mit den "eigenen" Arbeitsweisen zu leisten sind. Die "Lösungen" greifen dann häufig zu kurz und der Schimmelbefall tritt erneut auf.   Nicht selten bleiben eventuelle Gesundheitsbeschwerden aufgrund der Schimmelbelastung der Wohnräume bestehen, weil die auslösenden Sporen nicht fachgerecht durch eine sogenannte Feinreinigung entfernt wurden. Deshalb ist es für die betroffenen "Nichtfachleute" umso wichtiger, Zugang zu möglichst unabhängigen Informationen zu haben. Ganz allgemeine Fragen zu Schimmelpilzen werden im Folgenden beantwortet. Speziellere, aber trotzdem häufige Fragestellungen werden unter der Rubrik "FAQ" behandelt.

  

Was sind Schimmelpilze?

Unter dem Begriff "Schimmelpilz" werden alle Vertreter der Pilze zusammengefasst, die nur in Form von Fäden (Hyphen) wachsen. Die Gesamtheit der Hyphen eines Schimmelpilzes wird Myzel genannt. So können Schimmelpilze auch als Fadenpilze bezeichnet werden, die teilweise ganz verschiedenen Abteilungen innerhalb des Reiches der Pilze angehören.

Besondere Eigenschaften der Schimmelpilze :
• sehr widerstandsfähige Sporen
• Sporenbildung extrem produktiv
• extrem niedrige Nährstoffansprüche
• zum Wachstum kein flüssiges Wasser erforderlich (hohe Luftfeuchtigkeit reicht!)

Warum sind Schimmelpilze in Wohnräumen problematisch?

Schimmelpilze bzw. deren Sporen sind natürlicher Bestandteil unserer Atemluft. Seit jeher ist der Mensch Schimmelsporen ausgesetzt und unser Körper kommt gut mit den normalen, in der Natur vorkommenden Belastungen durch Schimmelpilze zurecht. Dies hat damit zu tun, dass die Konzentrationen ein gewisses Maß in der Regel nicht überschreiten und eine „gesunde“ Mischung verschiedener Schimmelpilzarten vorliegt. Es herrscht ein dynamischer Zustand vor, der einem ständigen Wandel unterworfen ist, so dass kein Pilz über längere Zeit dominiert.

Die gesundheitliche Gefährdung eines Menschen durch Schimmelpilze ist erst unter bestimmten Voraussetzungen zu erwarten, die häufiger unter den statischen Bedingungen von feuchtebelasteten Innenräumen anzutreffen sind. Dazu gehören:

• extrem hohe Konzentration an Sporen in der Atemluft
• erhöhte Sporenkonzentrationen von Schimmelpilzen mit hohem allergenen Potential
• Anreicherung  von Sporen und anderen Pilzbestandteilen im Hausstaub
• Sedimentation großer Mengen an Schimmelsporen auf Oberflächen und Inventar des Wohnraumes („Sekundärkontamination“)
• Anreicherung eventuell gebildeter Mykotoxine (Giftstoffe der Schimmelpilze) im Hausstaub
• erhöhte Schimmelpilzzahlen führen häufig zur Vermehrung von Hausstaubmilben (diese ernähren sich u.a. von Schimmelpilzen!)

Sind Schimmelpilze infektiös?

Nur Personen, deren Immunsystem durch eine schwere Krankheit (z.B. Aids und Krebs) oder durch entsprechende Medikamente stark geschwächt ist, sind durch eine direkte Infektion mit einigen fakultativ pathogenen Schimmelpilzen gefährdet. Über einen längeren Zeitraum können sich jedoch fast alle Menschen gegenüber Schimmelpilzen sensibilisieren. Besonders betroffen sind davon natürlich allergisch veranlagte Menschen (Atopiker), die bei erneutem Kontakt mehr oder weniger schwere allergische Reaktionen auf Schimmelpilz-Bestandteile ausbilden. Die Gefährdung durch die von vielen innenraumrelevanten Schimmelpilzarten gebildeten Mykotoxine betrifft demgegenüber ausnahmslos alle Personen, die sich über längere Zeit in schimmelbelasteten Bereichen aufhalten. Unter den Mykotoxinen befinden sich die giftigsten, von der belebten Natur hervorgebrachten Substanzen (z.B. Aflatoxine, gebildet vom Schimmelpilz Aspergillus flavus oder Satratoxin, gebildet vom Schimmelpilz Stachybotris atra (= Stachybotris chartarum).

Über einen Zeitraum mehrerer Jahre kommt es zu einer gesundheitlichen Belastung durch die allergenen, reizenden und möglicherweise auch toxischen Wirkungen der Schimmelpilze, die vormals gesunde Menschen plötzlich oder auch schleichend krank werden lässt. So kann es nur aufgrund des ständigen Kontaktes mit Schimmelpilzen zu folgenden Gesundheitsbeschwerden kommen:
• Sensibilisierungen und Allergien (inkl. Asthma- und Neurodermitis-ähnlicher Symptome)
• Irritationen der Haut, Augen und Schleimhäute
• chronische Bronchitis oder auch Nasennebenhöhlen-Entzündungen
• allgemein erhöhte Infekt-Anfälligkeit (besonders der oberen Atemwege)
• allgemeine Befindlichkeitsstörungen (z.B. Gelenkschmerzen, Migräne)

Gibt es Grenzwerte für Schimmel in Wohn- oder Büroräumen?

Es gibt keinen gesetzlichen Grenzwert in Bezug auf die Schimmelbelastung in Innenräumen, der außerhalb spezieller arbeitsschutzrechtlicher Bestimmungen für die allgemeine Bevölkerung Gültigkeit hat. Umweltmediziner und Umweltbundesamt (UBA) geben als Ziel vor, dass in Innenräumen keine aktive Schimmelpilzquelle vorhanden sein darf, weil Schimmelpilz-Wachstum in Häusern eng mit gesundheitlichen Problemen bei den Bewohnern verknüpft ist. Gleichzeitig empfiehlt das UBA zur Verringerung der Belastung die Entfernung des bereits vorhandenen Schimmels und eventuell eine Feinreinigung der kontaminierten Flächen, Möbel, Textilien und anderen Materialien. Sollte die vom Schimmelbefall betroffene Fläche größer als 0,5 m² sein, empfiehlt das Umweltbundesamt,  Fachfirmen die entsprechenden Maßnahmen durchführen zu lassen.

Woran erkenne ich ein qualifiziertes Schimmelpilzlabor?

Das Umweltbundesamt (UBA) hat Auswahlkriterien für ein qualifiziertes Schimmelpilzlabor zusammengestellt. Die folgenden UBA-Kriterien erfüllen wir als (nach DIN EN ISO 17025) akkreditiertes Labor:

• Wir besitzen eine Genehmigung zum Arbeiten mit infektiösem Material, auch auf dem Gebiet der Schimmelpilzidentifizierung, entsprechend § 44 Infektionsschutzgesetz
• Unsere Mitarbeiter haben mehrjährige praktische Erfahrungen und theoretische Kenntnisse auf dem Gebiet der Umweltmykologie
• Unser Laborpersonal nimmt regelmäßig an mykologischen Weiterbildungsveranstaltungen teil
• Unser Labor orientiert sich bei seiner Arbeit (Probenlagerung, Probenaufarbeitung, Identifizierung und Ergebnisberechnung) an den Empfehlungen der VDI-Richtlinie 4300 Blatt 10 „Messen von Innenraumluftverunreinigungen - Messstrategie bei der Untersuchung von Schimmelpilzen im Innenraum“ bzw. der DIN ISO 16000 Teil 16 bis 20
• Wir präzisieren gegebenenfalls in Abstimmung mit dem Auftraggeber in Abhängigkeit von der Zielsetzung die Messaufgabe und machen Angaben zu den zu erwartenden Kosten
• Unser Labor verfügt über ein System der internen Qualitätskontrolle und der Rückführbarkeit der Ergebnisse
• Unser Laborpersonal nimmt regelmäßig erfolgreich an dem Ringversuch „Identifizierung von Schimmelpilzen im Innenraum und in Lebensmitteln“ oder an anderen gleichgelagerten Ringversuchen teil
• Wir orientieren uns bezüglich der Bewertung unserer Ergebnisse an den aktuellen Beurteilungskriterien der Innenraumlufthygiene Kommission des Umweltbundesamtes, wie  z. B. der Bewertungshilfe für Luftproben - kultivierbare Schimmelpilze und Bewertungshilfe für Luftproben - Partikelauswertung (s. Schimmelpilzsanierungsleitfaden des UBA)
• Unsere Mitarbeiter geben Hilfestellung zur Interpretation der Ergebnisse nach Rücksprache mit dem Probenehmer, bei Ergebnissen, die vom Auftraggeber nicht einschätzbar sind (fehlende Fachkenntnis)
• Wir geben in unserer Interpretation der Ergebnisse nur in kurzer Form an, dass Feuchte- /Schimmelpilzschäden ein hygienisches Problem darstellen
• In unseren Befundberichten nehmen wir keine medizinischen, baulichen und anderen fachfremden Bewertungen der Ergebnisse vor, arbeiten aber in konkreten Einzelfällen kooperativ mit Ärzten und anderen Sachverständigen zusammen