Sommerkondensation (Teil 2)

Da wir (rein kalendarisch zumindest) immer noch Sommer haben, möchte ich an dieser Stelle ein paar Sonderfälle von Sommerkondensation als Ursache für Schimmelbefall in Wohnräumen vorstellen. Obwohl hier keine „klassischen“ Konstellationen für Sommerkondensation (z.B. ungedämmter Keller oder Souterrainwohnung) vorliegen, ist hier das zeitliche und räumliche Aufeinandertreffen von leicht unterkühlten Oberflächen mit ein wenig zu warmer (und feuchter) Sommerluft der Grund für das Wachstum dieser unerwünschten Mitbewohner. Bei allen im Nachfolgenden geschilderten Fällen von Sommerkondensation war das Schimmelwachstum nicht auf einen engen Bereich beschränkt, sondern verteilte sich dezent über große Flächen bzw. verschiedene Bereiche eines Raumes.

Fall 1: Reetdachhaus mit zusätzlicher Dachdämmung

Die als Wochenendhaus genutzte kleine Kate war mit einer Dachschräge nach Norden ausgerichtet und genau diese zeigte im Sommer flächenhaftes Wachstum kleiner, heller Schimmelkolonien bis in den First. Der Dachboden war zum Wohnraum ausgebaut und mit Trockenbauplatten, feuchtevariabler Dampfbremse sowie Mineralfaserdämmung ausgebaut und mit Raufasertapete ausgekleidet worden.

Als Grund für den sommerlichen Schimmelbefall kann die (zu) gut gemeinte Dämmung der Dachschrägen, die zusätzlich zu der traditionell schon sehr dicken Reetschicht der Dacheindeckung hinzugebaut wurde, gelten. Hintergrund ist, dass es bei jeder Baukonstruktion eine Phasenverschiebung des Wärmeflusses durch das betrachtete Bauteil gibt. Diese Phasenverschiebung wird maßgeblich durch die Dichte der verwendeten Baustoffe und natürlich durch die Menge oder auch Schichtdicke beeinflusst. Die hier vorliegende Phasenverschiebung aufgrund der extremen Schichtdicke von etwa 75 cm (inkl. Reeteindeckung) sorgte dafür, dass die innenseitige Oberflächentemperatur der Dachschräge die Kälte der Nacht erst einige Stunden später „abgab“, d.h. die kälteste Temperatur dieser Oberfläche stellte sich in diesem Fall am Vormittag ein. Tatsächlich war dieser Dachboden angenehm kühl, wie es ja auch in Kellern empfunden wird, wenn draußen hochsommerliche Bedingungen herrschen. Das morgendliche Lüften am Wochenende brachte jedoch die warmfeuchte Außenluft mit der kühlen Oberfläche in Kontakt und über die Sommerszeit konnte sich der Schimmel auf der entsprechende Nährstoffe bietenden Raufasertapete etablieren. Da die Nordseite den Tag über nicht in dem Maße durch Sonneneinstrahlung erwärmt werden konnte wie die Südseite, wies die Nordseite den Sommer über stetig niedrigere Oberflächentemperaturen auf als die Südseite, was den alleinigen Befall der nördlichen Dachschräge erklärt.

 

Fall 2: Doppelhaus mit Natursteinfundament

Diese Haushälfte eines älteren Doppelhauses wies eine entscheidende Besonderheit auf:

Die Wände des betroffenen Hausteils waren auf dem Natursteinfundament eines vorherigen Gebäudes errichtet worden. Es zeigte sich im bodennahen Bereich sowohl an der nordwestlichen Außenecke als auch an Teilen der Außen- und Innenwände Schimmelwachstum (Sockelleiste und Putz bzw. Tapete und angrenzende Einrichtungsgegenstände). Bemerkt wurde der Schimmelbefall nach Rückkehr aus einem mehrwöchigen Sommerurlaub. Dieser Umstand ließ vermuten, dass der ausbleibende Luftwechsel durch das fehlende Lüften und aus dem Bodenaufbau aufsteigende Luftfeuchtigkeit zu den kritischen Bedingungen beigetragen hatte, so dass sich die Werte der Luftfeuchte an den Oberflächen auf einem Niveau einpegeln konnten, bei denen Schimmelwachstum möglich ist (etwa 75-80 % rel. Luftfeuchte).

 

Fall 3: Bauernhof-Wohngebäude mit großem Dachboden

 

Dieses Gebäude war untergliedert in den ebenerdigen Wohnbereich (westlicher Teil) und die ehemaligen Stallungen (östlicher Teil), in denen landwirtschaftliche Geräte untergebracht waren. Über das gesamte Gebäude erstreckte sich ein riesiger, ungedämmter Dachboden, der bis in den First etwa 8 m hoch war. Der Verdacht auf Sommerkondensation wurde auch in diesem Falle dadurch genährt, dass der Schimmelbefall zur besten Sommerszeit ausschließlich an der Decke des Elternschlafzimmers auftrat. Das Zimmer befand sich an der nordöstlichen Ecke des Wohnbereiches und war zum Dachboden hin extrem gut mit Mineralfaser gedämmt worden (etwa 45 cm Dämmung!). Die Dämmung wies keine erhöhte Feuchtigkeit auf, was überprüft werden musste, weil nicht bekannt war, ob eine Dampfsperre- bzw. bremse Bestandteil der Deckenkonstruktion war. Auch hier konnten leicht ungünstige Randbedingungen über längere Zeit wirken und somit konstante Wachstumsbedingungen für den Schimmel schaffen:

Über den sehr großen Dachboden, der bauphysikalisch (wie ungeheizte Treppenhäuser auch) als Außenbereich gewertet wird, konnte die Schlafzimmerdecke abkühlen! Wieso das passiert, obwohl doch so eine dicke Dämmschicht dazwischenliegt ist schnell erklärt:

Der Sinn einer Dämmschicht liegt im Hausbau für gewöhnlich darin, dass die im Haus produzierte Wärme über die „Außenhaut“ des Gebäudes (Dach und Außenwände) nicht so schnell verloren geht. Je dicker und wärmedämmender diese Schicht ist, umso weniger Heizenergie wird benötigt. Die Funktion der Dämmschicht ist aber nur dann gegeben, wenn es entsprechende Temperaturunterschiede (außen kalt, innen warm) gibt. Unter diesen winterlichen Bedingungen sind hohe Wärmedämmwerte natürlich hilfreich. Im Sommer kann es gerade in Räumen, in denen keine Heizung läuft und die nicht über den Tag von der Sonneneinstrahlung profitieren (also nach Norden ausgerichtet sind oder nur stark verschattete bzw. keine Fenster aufweisen) aber zu so kalten Oberflächen kommen, dass diese sich wie kalte Kellerwände verhalten. Diese im Sommer an sich als angenehm empfundenen Räume mit kalten Oberflächentemperaturen haben dann ein ähnliches Problem mit der Sommerkondensation wie die besagten Kellerräume. Die beim Lüften eindringende sommerliche, warm-feuchte Außenluft bringt enorm viel zusätzliche Feuchtigkeit in das Gebäude und bewirkt an den kältesten Flächen das gefürchtete Schimmelwachstum. Während der winterlichen Heizperiode ergibt sich dahingegen kein Problem, weil Wärme an diese Oberflächen herangeführt wird und die winterliche Außenluft aufgrund ihres deutlich geringeren Wassergehaltes sogar zur Trocknung der Raumluft beiträgt (je kälter, umso mehr!).

 

Fazit:

Wenn das Trocknungspotential durch das Hereinlüften von kalter Luft nicht genutzt werden kann, sind häufig schon leicht (aber anhaltend) abgekühlte Raumoberflächen zu jeder Jahreszeit schimmelgefährdet.

 

Maßgeblichen Einfluss, ob es zu Schimmelbefall kommt, hat zu jeder Jahreszeit das Raumklima. Da wir als Raumnutzer darauf sogar einen gewissen Einfluss haben, werden wir diesen Aspekt beim nächsten Blog einmal ein wenig näher beleuchten.